Kurs Büste mit Uta Beckert

Kurs: Erstellen einer menschlichen Büste aus Ton mit Uta Beckert

Als ich die Kunstakademie Bad Reichenhall betrat, war ich sofort fasziniert von der besonderen Atmosphäre dieses Ortes. Versteckt in der historischen Alten Saline, vereint die Akademie kreative Energie mit dem Charme alter Gemäuer – ein Ort, an dem man sich sofort inspiriert fühlt. Das Motto "Kunst schaffen, Kunst sehen, Kunst leben" passt.

Kunstakademie Bad Reichenhall

Uta Beckert – Leidenschaft für lebendige Skulpturen

Besonders faszinierend ist Uta Beckerts Herangehensweise an das Modellieren selbst, die stark von ihrer malerischen Praxis beeinflusst ist. Für sie ist der erste Tonauftrag wie ein schneller, intuitiver Pinselstrich – spontan und ausdrucksstark. Übermäßiges Ausarbeiten oder Glätten würde ihrer Ansicht nach die Lebendigkeit und Leichtigkeit der Skulptur zerstören. Sie ermutigt ihre Kursteilnehmer, sich auf das Material Ton einzulassen, das sie als wunderbaren Werkstoff beschreibt, der der Ausdrucksfreude fast keine Grenzen setzt.

Der Aufbau der Skultur

Der erste Schritt: Vom Klumpen zur Gestalt Der Kurs begann mit dem, was ich anfangs für den einfachsten Teil hielt – und mich eines Besseren belehrte. Auf einem Skulpturenbock, dieser stabilen Drehscheibe, die uns erlaubte, unsere Arbeit von allen Seiten zu betrachten, starteten wir mit dem Grundaufbau. Zunächst ging es darum, den Ton kompakt aufzubauen, Schicht für Schicht, bis die grobe Form einer Büste entstand. Klingt simpel, oder? Aber genau hier zeigte sich bereits, wie wichtig ein solides Fundament ist.

Andreas Hinder Keramik in Höhr-Grenzhausen

Anatomie in Ton und eine Gruppe voller Enthusiasten

Was mich besonders beeindruckte, war die Tatsache, dass bereits in diesem frühen Stadium die grundlegenden Proportionen stimmen mussten. Wo sitzt der Kopf auf dem Hals? Wie breit sind die Schultern im Verhältnis zum Kopf?

Die Tücke der Proportionen – oder: Wenn der Kopf sein Eigenleben entwickelt

Nach dem groben Aufbau kam die Phase, die mir am meisten zu schaffen machte: die Proportionen. Uta Beckert betonte immer wieder, wie wichtig es sei, zu messen und einen Zirkel zu benutzen, um die Abstände und Größenverhältnisse korrekt zu erfassen. Klingt logisch, oder? In der Theorie war mir das auch völlig klar. Doch in der Praxis stellte ich fest, dass meine Hände schneller arbeiteten als mein Verstand – und plötzlich hatte ich Details modelliert, wo eigentlich noch die groben Proportionen hätten stimmen müssen. Ich ertappte mich immer wieder dabei, wie ich viel zu früh ins Detail ging. Während ich eigentlich noch hätte überprüfen sollen, ob die Augen auf der richtigen Höhe sitzen und ob der Abstand zwischen Nase und Mund stimmt, war ich bereits dabei, Augenlidern und Lippen Form zu geben. Man neigt eben dazu, sehr konkret zu werden – schließlich will man ja sehen, wie die Figur aussieht! Doch genau das wurde mir zum Verhängnis. Mehr als einmal musste ich mühsam erarbeitete Details wieder abtragen, weil die grundlegenden Proportionen einfach nicht stimmten. Die Bilder aus dieser Phase zeigen deutlich, wie sehr sich meine Figur im Verlauf des Kurses verändert hat. Links oben sieht man eine frühere Version mit einem eher schmalen Gesicht und einer ganz anderen Kopfhaltung. Unten links dann meine Vorlage – ich hatte mich entschieden, mit einem Tuch zu arbeiten, um der Büste mehr Charakter zu verleihen. Und rechts schließlich eine spätere Version, bei der sich die Proportionen deutlich verschoben haben: Das Gesicht ist voller geworden, die Wangen weicher, die gesamte Haltung hat sich verändert. Es war ein ständiges Hin und Her zwischen Aufbauen, Abtragen und wieder Aufbauen. Frustrierend? Manchmal. Aber auch unglaublich lehrreich. Denn mit jedem Korrekturschritt verstand ich besser, wie ein Gesicht wirklich aufgebaut ist und wie kleine Veränderungen die gesamte Wirkung beeinflussen können.

Büste mit Zertifikat

Das Finale – Stolz auf das Geschaffene Nach vier intensiven Tagen, unzähligen Korrekturen und so mancher Verzweiflung über widerspenstige Proportionen kann ich mit Stolz sagen: Sie gefällt mir, meine Skulptur. Wirklich. Wenn ich sie jetzt betrachte, sehe ich nicht mehr nur die Stellen, an denen ich zu kämpfen hatte oder wo etwas nicht ganz so geworden ist, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ich sehe eine Büste mit geschlossenen Augen, die eine unglaubliche Ruhe ausstrahlt. Das Tuch, das den Kopf umhüllt, verleiht ihr etwas Geheimnisvolles, fast Meditatives. Es ist, als würde sie in sich selbst ruhen – und genau das war es, was ich ausdrücken wollte. Am Ende des Kurses gab es ein Zertifikat von der Kunstakademie Bad Reichenhall, unterschrieben von Uta Beckert und Stefan Wimmer. Ein schöner Moment, der den Abschluss dieser kreativen Reise markierte. Doch viel wichtiger als das Papier ist für mich die Skulptur selbst. Sie wird einen Ehrenplatz bei mir zu Hause finden – nicht versteckt in irgendeiner Ecke, sondern dort, wo ich sie jeden Tag sehen kann. Sie ist mehr als nur ein Stück Ton. Sie ist die Erinnerung an vier Tage voller Lernen, Experimentieren und dem Mut, mich auf etwas Neues einzulassen. Uta Beckerts Worte begleiten mich auch nach dem Kurs: Ton ist ein verzeihender Werkstoff, der der Ausdrucksfreude fast keine Grenzen setzt. Und genau das habe ich erlebt. Jeder Fehler war eine Chance, es besser zu machen. Jede Korrektur brachte mich näher an das, was ich ausdrücken wollte. Und am Ende steht diese Büste vor mir – ein Beweis dafür, dass man mit Geduld, Anleitung und der Bereitschaft, sich auf den Prozess einzulassen, etwas erschaffen kann, das einen selbst überrascht. Wer weiß, vielleicht ist das ja erst der Anfang meiner Reise in die Welt der keramischen Bildhauerei?

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Keramik-Kurs in Höhr-Grenzhausen