Keramik-Kurs in Höhr-Grenzhausen

Kurs Tierplastik, bei Andreas Hinder in Höhr-Grenzhausen

Am 24. März begann für mich eine ganz besondere Reise – eine Reise in die Welt der Tierplastiken aus Ton. Nach einer langen Autofahrt erreichte ich an einem verregneten Freitag endlich Höhr-Grenzhausen, das Herz der deutschen Keramik. Mein Ziel: der Workshop bei dem renommierten Keramikkünstler Andreas Hinder. Kaum angekommen, ging es auch schon direkt los.

Walliser Schwarznasenschaf Tilly

Seit Jahrhunderten dreht sich hier in Höhr-Grenzhausen alles um Ton, von traditionellen Töpferwaren bis hin zu moderner Keramikkunst. Die Stadt beheimatet nicht nur zahlreiche Werkstätten und Ateliers, sondern auch renommierte Bildungseinrichtungen wie das Keramikmuseum Westerwald und das Institut für Künstlerische Keramik und Glas.

Die erste Aufgabe bestand darin, ein kleines Modell der Figur zu entwerfen, die wir später erschaffen wollten. Ich hatte ein Foto meines Schafes Tilly dabei, das als Vorlage dienen sollte. Mein erster Versuch, ihre Form in Ton zu fassen, war... nun ja, sagen wir, ein bescheidener Anfang. Seht selbst – da war noch Luft nach oben!

Doch Andreas Hinder führte uns geduldig an die nächste, entscheidende Phase heran: den skelettartigen Aufbau der Figur. Während ich die stützende Struktur aus Tonplatten und -strängen errichtete, fragte ich mich immer wieder: Kann das wirklich halten? Der erste Tag war eine Mischung aus Zweifel, Faszination und der puren Freude am kreativen Prozess. Es war der Beginn eines unvergesslichen Wochenendes.

Andreas Hinder Keramik in Höhr-Grenzhausen

Anatomie in Ton und eine Gruppe voller Enthusiasten

Am zweiten Tag ging es dann schnell voran. Die Energie in der Werkstatt war ansteckend, denn die Gruppe bestand aus echten Enthusiasten – einige waren sogar schon mehrfach in Andreas Hinders Kursen gewesen. Ihre beeindruckenden Fortschritte motivierten ungemein, und so legten alle mit Feuereifer los.

Immer wieder unterbrach Andreas Hinder die stille Konzentration, um uns auf entscheidende Details aufmerksam zu machen. Er erklärte nicht nur, wie man etwas formt, sondern auch, warum. Wir lernten, wie man ein lebendiges Auge gestaltet, und er sprach über die grundlegende Anatomie der Tiere, ohne die eine realistische Plastik gar nicht möglich wäre. Wie sind Hörner aufgebaut? Wie formt man Hufe, Fell oder Krallen so, dass sie echt wirken?

Seine Erklärungen waren Gold wert und halfen dabei, den Figuren Tiefe und Charakter zu verleihen. Zwischen dem Aufbau der Körperform, dem Modellieren der Details und den wertvollen Lektionen verging der Tag wie im Flug.

Erste Werke

Der letzte Schliff und ein begeistertes Fazit

Am dritten und letzten Tag stand der finale, entscheidende Schritt an: die Bemalung. Die Skulptur war fertig geformt, und nun ging es darum, ihr mit Farbe Leben einzuhauchen. Dafür verwendeten wir Engobe – eine Technik, die für mich neu war. Anders als eine Glasur ist Engobe im Grunde gefärbter, flüssiger Ton, der auf die trocknende Figur aufgetragen wird.
Diese Aufgabe war noch einmal eine ganz besondere Herausforderung. Die Farbwahl und die Art des Auftrags verleihen der Skulptur eine zusätzliche Ebene an Struktur und Charakter. Jeder Pinselstrich ist sichtbar und trägt zur endgültigen Ausstrahlung bei. In dieser Phase gibt es kaum noch Korrekturmöglichkeiten – die Figur ist, was sie ist. Mit einer Mischung aus Konzentration und ein wenig Wehmut bemalte ich mein Schaf Tilly und war am Ende einfach nur glücklich mit dem Ergebnis.

Das große Finale zu Hause: Trocknen und Brennen

Wieder zu Hause angekommen, war das Abenteuer aber noch nicht vorbei. Jetzt begann die Phase des geduldigen Wartens. Zuerst musste meine Tilly langsam und gleichmäßig trocknen, um Risse zu vermeiden. Danach stand der aufregendste Moment von allen bevor: der Brand im Keramikofen. Wie aufregend war das denn! Stundenlang hoffte und bangte ich, dass alles gut geht, dass die Figur die hohen Temperaturen unbeschadet übersteht und die Engobe ihre volle Wirkung entfaltet.

Und dann die Erleichterung und pure Freude: Es hat geklappt! Meine Skulptur hat den Brand überstanden und ist nun ein fertiges, haltbares Kunstwerk.

Mein Fazit: Es war ein rundum großartiger Kurs und ein unvergessliches Wochenende. Die Anleitung durch Andreas Hinder, die inspirierende Atmosphäre und das eigene Werk, das unter den Händen entsteht – einfach fantastisch. Meine absolute und beste Empfehlung für jeden, der sich für die plastische Arbeit mit Ton begeistert!

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